Jahresbericht

2024

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Patrick Gendre

PRÄSIDENT

Bericht des Präsidenten

Die Schweiz verzeichnete im Jahr 2024 trotz eines herausfordernden globalen wirtschaftlichen Umfelds ein solides Wachstum. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) stieg im letzten Quartal um 0,5% und wuchs im Gesamtjahr um 0,9%. Getragen wurde diese Entwicklung erneut von einem robusten Pharmasektor, dessen Exportleistung die Stärke der Schweiz in spezialisierten Industriezweigen unterstreicht. Rund die Hälfte des Wachstums entfiel zudem auf den Dienstleistungssektor. Auffällig waren jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den Wirtschaftsbranchen, insbesondere die Industrie stagnierte.

Eine zentrale Errungenschaft für die Schweiz im Jahr 2024 war die erfolgreiche Steuerung der Inflation. Der starke Schweizer Franken war ein entscheidender Faktor für die Preisstabilität und trug zu einer durchschnittlichen Inflationsrate von lediglich 1,1% bei. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) passte ihre Geldpolitik strategisch an, indem sie den Leitzins senkte. Dadurch blieben die Zinssätze in der Schweiz unter denen wichtiger Volkswirtschaften wie der USA und der Eurozone. Dieser gezielte geldpolitische Ansatz half dabei, die Inflation zu stabilisieren, die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft zu sichern und einer weiteren Aufwertung des Frankens entgegenzuwirken.

Die sozialpolitischen Entwicklungen, insbesondere die Umsetzung der 13. AHV-Rente und die darauffolgende Ablehnung der Prämienverbilligungsinitiative, haben die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen um eine steuerpolitische Komponente ergänzt. Dies dürfte die künftigen Staatsausgaben potenziell beeinflussen, auch wenn der Bundesrat derzeit lediglich eine Anhebung des Mehrwertsteuersatzes in Betracht zieht. Die gescheiterte BVG-Revision verhinderte eine Reform des Vorsorgesystems, die besser an die gesellschaftlichen Veränderungen angepasst gewesen wäre.

Die Prognosen für 2025 deuten auf ein höheres Wirtschaftswachstum hin, das durch eine sinkende Inflation und niedrigere Zinssätze begünstigt wird. Dennoch bleibt die Schweizer Wirtschaft anfällig für globale Unsicherheiten. Geopolitische Spannungen und zunehmender Protektionismus stellen erhebliche Risiken für unsere exportorientierte Wirtschaft dar. Daher bleibt die Schweizer Wirtschaft trotz ihrer Widerstandsfähigkeit stark von der weltwirtschaftlichen Lage abhängig. Seit seinem Amtsantritt schürt der US-Präsident aktiv längst vergessene Handelsspannungen und droht mit der Wiedereinführung von Zöllen, die zugunsten der globalen Wirtschaftsentwicklung abgeschafft worden waren.

Das Jahr 2024 wird tiefgreifend von einem Europa geprägt bleiben, das durch die aktuellen geopolitischen Umwälzungen geschwächt erscheint: bewaffnete Konflikte, die Rolle der BRICS-Staaten und die Abkehr Amerikas. Angesichts wirtschaftlicher Stagnation und demografischer Herausforderungen muss sich Europa in den Bereichen Souveränität und Sicherheit neu positionieren, um seine Stellung auf der globalen Bühne zu behaupten. Das Modell des Friedens durch Handel und Recht, das die Grundlage des Zusammenhalts bildet, verliert an Einfluss. Frankreich hinkt hinter den Erwartungen zurück, während Deutschland bereits das zweite Jahr in Folge eine Rezession verzeichnet. Die zentrale Lage der Schweiz verbindet sie unweigerlich mit dieser ungewissen Zukunft. Es ist nicht der Moment, sich von unseren wichtigsten Wirtschaftspartnern abzukoppeln – insbesondere da der amerikanische Protektionismus auch bei uns negative Auswirkungen haben wird.

Eine weitere Herausforderung, der sich unser Land zunehmend stellen muss, ist die demografische Entwicklung. Ob es um die Alterung der Bevölkerung oder die Arbeitskräfte geht, die hierfür erforderlichen Lösungen sind komplex und bedürfen einer breit geführten Diskussion. Seit einigen Monaten ist ein leichter Anstieg der Arbeitslosenquote zu verzeichnen, während gleichzeitig der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften bestehen bleibt. Die möglichen Einschränkungen und wirtschaftlichen Folgen, die eine Annahme der Initiative zur Begrenzung der Gesamtbevölkerung auf 10 Millionen Menschen mit sich bringen würde, wären schwerwiegend und könnten die zukünftige Konjunktur beeinträchtigen.

Im Kanton Freiburg werden sich die kommenden sozial- und wirtschaftspolitischen Diskussionen auf die kantonale Initiative für einen Mindestlohn konzentrieren. Aus verschiedenen Gründen ist es jedoch unwahrscheinlich, dass sie von der Wirtschaft breite Unterstützung erhält.

Der FAV sieht es als seine Verantwortung, diesen lokalen und globalen Herausforderungen mit Aufmerksamkeit zu begegnen, sie zu analysieren und zu verstehen, um seinen Mitgliedern die bestmögliche Unterstützung sowie qualitativ hochwertige Dienstleistungen bieten zu können. Dafür engagieren wir uns beim FAV.

Patrick Gendre, Präsident des Verwaltungsrats