Nach einem turbulenten Jahr 2022 war die wirtschaftliche Situation in der Schweiz auch anfangs 2023 angespannt. Die Wirtschaftslage war geprägt von der anhaltenden Inflation, die in der Schweiz im internationalen Vergleich zwar niedrig, jedoch über dem langjährigen Durchschnitt lag. Die Inflationsrate wurde vor allem durch steigende Energiepreise und anhaltende Lieferkettenprobleme angetrieben, die durch die globale wirtschaftliche Unsicherheit noch verstärkt wurden. Um dieser Inflation entgegenzuwirken, hat die Schweizerische Nationalbank (BNS) bereits am 22. September 2022 die Zinsen um 75 Basispunkte auf 0,5 Prozent angehoben, was nach rund neun Jahren das Ende der Negativzinsen bedeutete. Zur weiteren Bekämpfung der Inflation erfolgten am 24. März und 23. Juni 2023 weitere Zinserhöhungen.

Eine weitere Sorge unserer Mitglieder ist der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. In einem Vollbeschäftigungsmarkt mit äusserst niedrigen Arbeitslosenzahlen und einem stetig wachsenden öffentlichen Sektor ist der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in fast allen Branchen spürbar. Die weitere Förderung der dualen Ausbildung und Weiterbildung wird daher für die Unternehmen von zentraler Bedeutung sein, um ihren qualifizierten Nachwuchs zu sichern.

Dies war auch der Grund, dass sich der FAV auch 2023 unnachlässig für die Berufsbildung eingesetzt hat, um die Berufsverbände und unsere Mitglieder bei der Rekrutierung ihres Nachwuchses zu unterstützen.

So wurde nach 2022 auch 2023 das Forum der Berufe START! durchgeführt, um den COVID-bedingten Unterbruch wettzumachen. Mit rund 20’000 Besucherinnen und Besucher und 230 vorgestellten Berufen war auch diese Ausgabe von START! ein voller Erfolg. Des Weiteren wurden 2023 mit der aktiven Mitarbeit des FAV weitere zielgerichtete Massnahmen zur Unterstützung der Berufsbildung wie die START! Job dating oder die Berufs-Info-Métiers durchgeführt und am Projekt der Freiburger Nachrichten «Zeitung in der Orientierungsschule» (ZiSch) teilgenommen.

Erfolgte im April 2022 die Grundsteinlegung des Campus Le Vivier, dem neuen kantonalen Zentrum für die überbetrieblichen Kurse, so hat der Steuerungsausschuss (COPIL), in dem auch der FAV vertreten ist, aktuell bereits seine 25. Sitzung durchgeführt. Die Bauarbeiten konnten 2023 termingerecht und budgetkonform fortgeführt werden, so dass die Berufsverbände im Frühling 2024 wie geplant mit dem Ausbau ihrer Räumlichkeiten beginnen und ab dem Schuljahr 2024/25 ihre ÜK durchführen werden. Vom aktuellen Stand der Bauarbeiten dieses  beeindruckenden und wegweisenden Projektes für die Berufsbildung konnten sich auch die Teilnehmenden an unserem traditionellen Treffen mit den Verbandspräsidentinnen und -präsidenten vergewissern, das anfangs Mai in Villaz-St-Pierre stattfand.

Anlässlich der 6. Ausgabe konnten wir zehn beispielhafte Ausbildungsbetriebe aus dem Kanton Freiburg in Anwesenheit ihrer Patrons und Lernenden feiern und mit dem Preis «Bester Ausbildungsbetrieb» und dem «Coup de Coeur» auszeichnen. Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war eine hochkarätige Gesprächsrunde mit sechs Freiburger Champions über internationale Spitzenleistungen. Wir sind sehr stolz, dass es uns gelungen ist, diese einzigartige Gesprächsrunde mit einer Olympiasiegerin und Weltmeisterin sowie vier weiteren zum Teil mehrmaligen Weltmeistern und einem Spitzentrainer durchzuführen.

Im Herbst hat der FAV zusammen mit der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung (HEFP) einen breitangelegter Workshop rund um die Berufsbildung durchgeführt, um noch tiefer in diese Thematik vorzudringen. An diesem Workshop haben Arbeitgeber, Lernende, ÜK-Ausbildner, OS-Lehrerinnen und Lehrer, Vertretende der Schüler, Eltern, der Dienstchef des Amtes für Berufsberatung und Erwachsenenbildung (BEA) und der Dekan der Gewerblichen und kaufmännischen Berufsschule Bulle (EPAC) teilgenommen. Eine erste konkrete Massnahme, die aus diesem Workshop hervorging, war eine visuelle Präsenz des FAV an den Heimspielen des HC Freiburg Gottéron, um auf die Vorzüge der Berufsbildung aufmerksam zu machen.

Nebst der Berufsbildung ist die Aus- und Weiterbildung ein weiteres wichtiges Tätigkeitsgebiet des FAV. Jedes Jahr werden zahlreiche Weiterbildungskurse, Konferenzen sowie fachliche Weiterbildungen durchgeführt. Im Jahr 2023 wurden mehr als 40 Kurse in unseren Räumen organisiert. Dabei wurde unseren Mitgliedern ein umfangreiches Bildungsangebot in den Bereichen Management, Personalwesen, Marketing, Administration, Informatik & Social Media Kommunikation, Finanzen, Sicherheit und Sozialkompetenzen angeboten.

Sehr beliebt waren wiederum die Weiterbildungen und Informationsveranstaltungen im juristischen Bereich, die entweder vor Ort an der Spitalgasse 15 stattfinden oder jeweils auch online zugänglich sind. Beiträge zu aktuellen Themen werden zudem laufend in der Info Patronale oder auf unseren Social-Media-Kanälen publiziert.

Der Informations- und Ausbildungsbedarf hat sich in den letzten Jahren speziell in den Energiefragen weiter akzentuiert. Einerseits hat sich die Energieversorgungslage weltweit mit dem Ausbruch des Ukrainekrieges massiv verändert, anderseits erfordert die Klimasituation und die sich daraus ergebenden neuen Anforderungen Anpassungen der Angebote und Dienstleistungen unserer Mitglieder. Darauf haben wir reagiert, indem wir zusammen mit unseren Berufsverbänden, die einen steigenden Bedarf an qualifizierten Fachkräften ausweisen, wiederum Umschulungen – sogenannte Passerellen-Ausbildungen – angeboten haben. Es steht ausser Frage, dass die grossen Herausforderungen im Energiebereich nur mit gut ausgebildeten und in genügender Zahl zur Verfügung stehenden Fachkräften zu bewältigen sind.

Der FAV hat wie üblich im vergangenen Jahr neue Tendenzen und Technologien aufgenommen und bspw. einen Informationsanlass und eine BIM-Schulungsreihe (Building Information Modelling) organisiert. Den Arbeitgebern und Angestellten werden so niveaugerechte Aus- und Fortbildungen angeboten.  

Hervorzuheben ist ebenfalls, dass die Zusammenarbeit mit unseren Hochschulen – insbesondere mit der Hochschule für Wirtschaft und der Hochschule für Architektur und Ingenieurwesen – ein wichtiger und erspriesslicher Austausch existiert und wir auf diese Weise unseren Mitgliedern das Knowhow und die Forschungsresultate im Rahmen von Informationen und Fortbildungen zur Verfügung stellen.

Das gilt ebenfalls für das Thema künstliche Intelligenz, welches mit einer gut besuchten Konferenz des FAV und diversen Kursen aufgenommen wurde.

Seit 2014 bietet der FAV in Zusammenarbeit mit Romandie Formation den eidgenössischen Fachausweis zur Fachfrau/zum Fachmann Unternehmensführung KMU an. Die aktuelle 7. Ausgabe begann im Jahr 2023 und endet im Dezember 2024. Diese Ausbildung, die neuen Unternehmensleitern oder leitenden Angestellten von KMU gewidmet ist, dauert 1 ½ Jahre.

Der FAV ist damit als Dachverband der Freiburger KMU in sämtlichen Bereichen der Aus- und Weiterbildung aktiv. Unseren Mitgliedern bieten wir von der Unterstützung bei der Organisation der Berufslehre bis zu spezifischen Aus- und Weiterbildungen eine ganzheitliche und vielfältige Palette an. Auf diese Weise gehen wir auf die sich laufend verändernden Bedürfnisse unserer Mitglieder und Berufsverbände ein.

Ein weiteres Thema, das uns 2023 beschäftigt hat, war das neue Datenschutzgesetz. Wir haben in diesem Zusammenhang unsere Aktivitäten mit den neuen Anforderungen in Einklang gebracht und unter anderem unsere Datenschutzerklärungen angepasst. Des Weiteren wurden auch die beim FAV angeschlossenen Berufsverbände bei der Umsetzung des neuen Datenschutzgesetzes tatkräftig unterstützt.

Anlässlich der 76. Generalversammlung des FAV am 1. Juni 2023 in Estavayer-le-Lac erfolgte zum ersten Mal in der Geschichte des FAV eine Totalrevision der Statuten, die von den Delegierten einstimmig angenommen wurde. Die Annahme der Statuten war das Ergebnis eines mehrmonatigen Prozesses, in den sowohl die Direktionsmitglieder als auch der gesamte Verwaltungsrat eingebunden waren. Dank dieser Revision stimmen die Statuten nun mit den Aufgaben und Werten des FAV überein.

Auch auf die Gefahr hin, die Zeilen des Tätigkeitsberichts 2022 zu wiederholen, ist es wichtig zu betonen, dass die wichtigste Ressource und die wahre Stärke der FAV ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind.

Die FAV hat ihre eigenen Bemühungen im Bereich der Aus- und Weiterbildung fortgesetzt. Mehrere Mitarbeitende schlossen 2023 erfolgreich ihre Fortbildung ab oder befinden sich noch in der Ausbildung für einen eidgenössischen Fachausweis oder ein DAS oder CAS.

Wir freuen uns auch über die Attraktivität, die unser Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt geniesst. So konnten wir zwei neue Mitarbeiterinnen einstellen, die sich um die Verwaltung des neuen Campus „Le Vivier“ in Villaz-St-Pierre kümmern werden. Der FAV wird die Verantwortung für die Organisation und Verwaltung des Empfangs und die administrative Unterstützung der Berufsverbände in diesen neuen Räumlichkeiten übernehmen. Ganz allgemein wird die Rolle der FAV als unumgänglicher Akteur der Berufsbildung im Kanton Freiburg durch diese dezentralisierte Präsenz gestärkt.

Wir sind überzeugt, dass die Werte des FAV von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durch ihren täglichen Einsatz heute und in Zukunft noch stärker in den Vordergrund gerückt und verteidigt werden. Ihnen allen sei an dieser Stelle herzlich gedankt.